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Zinssenkung der EZB kann zum Wachstum beitragen

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Leitzins erneut um 0,25 Prozentpunkte gesenkt. Martin Wansleben, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), sieht darin einen möglichen Beitrag, “die dringend notwendigen Investitionen anzuregen”.

Nur durch mehr Investitionen entstehe auch wieder Wachstum, erläutert Wansleben. Die Entscheidung der EZB spiegle wider, “dass die Währungshüter die Risiken der zu schwachen Wirtschaftstätigkeit für größer halten als die Gefahr einer wieder steigenden Inflation”.

Eine weitere Zinssenkung allein werde die Probleme der deutschen Volkswirtschaft allerdings nicht lösen, so der DIHK-Hauptgeschäftsführer weiter. “Die hohe Verunsicherung der Unternehmen über die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen und die schwache Inlandsnachfrage lassen bislang die Investitionen sinken, und zwar vor allem in der Industrie – für Deutschland immer noch der Wirtschaftszweig mit der höchsten Bruttowertschöpfung und vielen Arbeitsplätzen.”

Um die negative Entwicklung zu stoppen und der Wirtschaft in Deutschland wieder mehr Wachstum zu ermöglichen, bedürfe es “schneller und zielgerichteter Maßnahmen, mit denen die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verbessert werden”, mahnt er.

Der Wachstumsinitiative der Bundesregierung kann Wansleben gute Ansätze abgewinnen: “Dringend gefragt sind zum Beispiel Entlastungen im Energiebereich. Die Bundesregierung sollte die Netzentgelte mit frei gewordenen Geldern aus dem Klima- und Technologiefonds (KTF) senken. Bei der Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren gilt es, die Maßnahmen schnellstmöglich auf den Weg zu bringen.”

Auch die steuerlichen Entlastungen durch beschleunigte Abschreibungsverfahren “sollten so wie vorgesehen schnell umgesetzt werden”, mahnt der DIHK-Hauptgeschäftsführer. “Das gilt auch für eine komplette Abschaffung des Solidaritätszuschlages, der mittlerweile überwiegend von Unternehmen gezahlt wird.”

Was bedeutet das für Anleger?

Zinssenkungen können sich auf die verschiedenen Anlageklassen ganz unterschiedlich auswirken. Eine enge Korrelation weist das Zinsniveau mit Anleihen auf. Da sich die festverzinslichen Wertpapiere, die vom Charakter her Schuldverschreibungen sind, bei der Ausgabe am Zinsniveau orientieren, sind neu ausgegebene Anleihen in Sachen Rendite häufig ähnlich oder gleich dem aktuellen Zins. Bei einer Zinssenkung sind bereits emittierte Anleihen attraktiver für die Anleger als Anleihen die neu ausgegeben werden.

Das Ausmaß, mit dem eine Anleihe auf eine Marktzinsänderung reagiert, hängt unter anderem auch von der Restlaufzeit und der Kapitalbindungsdauer der Anleihe ab. Indirekt beschreibt die Kapitalbindungsdauer somit auch, wie sensibel die Kurse einer Anleihe auf Veränderungen des Marktzinses reagieren. Je höher die Kapitalbindungsdauer (Duration) eines festverzinslichen Wertpapiers, desto stärker können zukünftige Zinsänderungen den Preis beeinflussen, und desto höher ist somit das Zinsrisiko der Anlage.

Im Vergleich von zwei Anleihen mit gleicher Restlaufzeit und gleichem Rating weist das Papier mit der kürzeren Duration hingegen ein niedrigeres Zinsänderungsrisiko auf, da der Anleger sein Kapital im Durchschnitt früher zurückerhält.

Geldmarktfonds, wie Zins-ETFs orientieren sich nahezu 1:1 am aktuellen Zinsniveau und werden dadurch in der Größenordnung der Zinssenkung an Rendite einbüßen.

Und wie ist das im Fall von Aktien?

Im Prinzip bewegen sich Zinssätze und Aktien in entgegengesetzte Richtungen, wenn man andere Ereignisse, die den Aktienmarkt beeinflussen, außer Acht lässt. Während es mehrere Monate – oder gar Jahre – dauern kann, bis sich eine Änderung der Zinssätze auf die Wirtschaft auswirkt, reagieren die Aktienmärkte sehr schnell auf Zinsänderungen. Das liegt daran, dass die Änderung der Zinssätze die Erwartungen von Aktienanlegern hinsichtlich der künftigen Kursentwicklung beeinflusst.

Wenn die Zentralbank den Leitzins senkt, löst sie damit einen Dominoeffekt bei anderen Gebühren aus, die Banken ihren Kunden berechnen. Die Banken verlangen von ihren Kunden dann ihrerseits niedrigere Zinsen für Kredite, womit sie deren Kaufkraft stärken.

Die Kunden werden von den niedrigeren Kreditzinsen „gelockt“ und nehmen mehr Darlehen auf, während sie mit ihrem verbleibenden Geld weniger für bestehende Kredite zahlen müssen. Dieser Dominoeffekt hat zur Folge, dass das verfügbare Gesamteinkommen in dem betreffenden Land steigt und die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen erhöht wird.

Auch Aktienunternehmen bleiben von den Auswirkungen der niedrigeren Zinssätze nicht „verschont“. Die Unternehmen sind nun mit niedrigeren Kosten der Kreditaufnahme konfrontiert und müssen niedrigere Zahlungen für bestehende Schulden leisten. Die geänderten Rückzahlungspläne haben zur Folge, dass die Unternehmen mehr Gewinne verbuchen. Dadurch kann letztendlich auch der Aktienkurs steigen.

Wohlgemerkt funktioniert das auch andersherum. Dieses Wirkungsgefüge gilt allerdings nicht für alle Aktien in gleichem Maße – es ist lediglich ein allgemeines Prinzip. Verschiedenartige Aktien werden auf unterschiedliche Weise beeinflusst. So entwickeln sich Wachstumsaktien in einem Umfeld mit hohen Zinssätzen in der Regel schwächer als Substanzwerte.

Was bedeutet das für das Portfolio?

Eine ausgewogene Gewichtung ist nach wie vor empfehlenswert um auf die unterschiedlichen Markteinflüsse gut vorbereitet zu sein.

Im Falle von sehr sicheren Anlageinstrumenten wie kurzläufige Anleihenfonds oder Geldmarktfonds, die den aktuellen Zins replizieren, wäre eine Umschichtung in etwas volatilere und damit renditeträchtigere Anlagen denkbar, insofern es sowohl dem Anlagehorizont als auch dem Anlegerprofil dienlich ist.

Quelle: Teilweise: DIHK Beitrag Aktuelles und Presse vom 17.10.2024 (https://www.dihk.de/de/aktuelles-und-presse/aktuelle-informationen/dihk-zinssenkung-der-ezb-kann-zum-wachstum-beitragen-123106)